Kein Schweigen im Dunkeln – gegen geschlechtsspezifische Gewalt

Kein Schweigen im Dunkeln – gegen geschlechtsspezifische Gewalt
Aktion im Rahmen der 16 Tage gegen Gewalt an Frauen* mit Fokus auf FINTA-Personen mit Behinderung

Unter dem Motto «Kein Schweigen im Dunkeln – gegen geschlechtsspezifische Gewalt» haben die SP Frauen Kanton Solothurn und die Juso Kanton Solothurn heute Abend in Solothurn auf dem Kreuzackerplatz eine Mahnwache mit Lichteraktion durchgeführt. Mit Laternen in der Hand setzten die rund 30 Teilnehmenden ein sichtbares Zeichen gegen geschlechtsspezifische Gewalt und für mehr Schutz und Sichtbarkeit von FINTA- Personen (Frauen, inter, nicht-binäre, trans und agender Personen) mit Behinderung.

Wie eng Selbstbestimmung, Behinderung und Gewalt verwoben sind, macht Nadja Schmid eindrücklich sichtbar. Schmid sitzt seit Geburt im Rollstuhl. Sie schildert, wie sie im Heim gezwungen war, zu duschen, ohne Einfluss darauf zu haben, wer ihren Körper sieht oder berührt – eine Erfahrung der Ausgeliefertheit, die viele Frauen mit Behinderung teilen. «Es ist immer noch Realität - insbesondere im Behindertenbereich - dass FINTA-Personen nicht selbstbestimmt über ihren Körper bestimmen können», stellt Schmid klar.

Gewalt an FINTA-Personen mit Behinderung: doppelt unsichtbar.

Im Fokus der Mahnwache standen FINTA-Personen mit Behinderung, deren Erfahrungen besonders oft unsichtbar bleiben. Während häusliche und sexualisierte Gewalt in der Schweiz polizeilich erfasst wird, tauchen Menschen mit Behinderungen in den Statistiken kaum oder gar nicht auf. Studien aus dem Ausland zeigen jedoch eindeutig, dass Frauen und queere Menschen mit Behinderung deutlich häufiger von Gewalt betroffen sind – insbesondere, wenn sie in Institutionen leben oder eine unsichtbare Behinderung haben.

Laura Ivanova, Co-Präsidentin der Juso Solothurn und Vorstandsmitglied der SP Frauen, machte in ihrer Rede klar: Geschlechtsspezifische Gewalt ist kein Randphänomen, sondern Alltag – auch in der Schweiz. Sie passiert auf der Strasse, am Arbeitsplatz, vor allem aber im vermeintlich geschützten Raum der eigenen vier Wände oder in Institutionen. Die Täter sind häufig Personen, von denen insbesondere Menschen mit Behinderung abhängig sind: Betreuungspersonen, Familienangehörige, Partner*innen oder Mitarbeitende in Institutionen.

Ein weiterer zentraler Kritikpunkt: fehlende Barrierefreiheit als Gewaltfaktor.
Wenn eine Frau im Rollstuhl keinen Zugang zu einer barrierefreien Schutzunterkunft hat, eine gehörlose Person keine Beratung in Gebärdensprache erhält oder eine Person mit kognitiver Beeinträchtigung Formulare nicht versteht, dann ist das nicht nur ein organisatorisches Problem – sondern ein Versagen beim Schutz vor Gewalt.

Istanbul-Konvention: Versprechen einhalten – für alle

Die Schweiz hat die Istanbul-Konvention ratifiziert und sich damit verpflichtet, Gewalt gegen Frauen und häusliche Gewalt zu verhindern, Betroffene zu schützen und Täter konsequent zu verfolgen. Für die Juso Kanton Solothurn und die SP Frauen Kanton Solothurn ist klar: Dieses Versprechen wird heute noch zu wenig eingelöst – insbesondere gegenüber FINTA-Personen mit Behinderung.

  • Die Organisationen fordern:
    ● Ein Leben ohne Gewalt für alle FLINTA-Personen – ohne Ausnahmen.
    ● Gewalt darf nicht als Privatsache abgetan werden – der Staat hat eine Schutzpflicht.
    ● Mehr Schutzunterkünfte, Beratungs- und Fachstellen, die wirklich barrierefrei und zugänglich sind.
    ● Verbindliche Schulungen für Polizei, Justiz und Behörden, damit Betroffenen geglaubt wird und rechtzeitig gehandelt wird.
    ● Spezifische Massnahmen für Menschen mit Behinderung, inklusive umfassender Datenerhebung, damit ihre Lebensrealität endlich sichtbar wird.

Kein Schweigen – auch nicht bei Femiziden
«In der Schweiz erlebt jede dritte Frau im Laufe ihres Lebens körperliche oder sexualisierte Gewalt. Hinter jeder Zahl steht ein Gesicht, ein Name, eine Geschichte – ein Leben, das ein ‘Vorher’ und ein ‘Nachher’ kennt», betonte Laura Ivanova. Unter dem Motto «Kein Schweigen im Dunkeln» appellieren die Organisatorinnen an die Gesellschaft, Verantwortung zu übernehmen: zuzuhören, nachzufragen, Betroffenen zu glauben, sexistischen Sprüchen zu widersprechen und Gewalt weder zu verharmlosen noch als Privatsache abzutun. Dazu gehört auch, klar über Femizide zu sprechen – also über Frauen, die getötet werden, weil sie Frauen sind.

Dies betonte auch Kerstin Bütschi, Co-Präsidentin der SP Frauen Kanton Solothurn. Gewalt beginnt schon in der Sprache. Es sei die Verantwortung einer Gesellschaft, auch über unbequeme Themen zu sprechen. «Schweigen – vor allem erzwungenes Schweigen – ist eine subtile Form von Macht. Darum müssen wir Räume schaffen, in denen Betroffene selbst sprechen können.»

Mit der heutigen Aktion setzen die SP Frauen Kanton Solothurn und die Juso Kanton
Solothurn ein Signal in den 16 Tagen gegen Gewalt an Frauen: Geschlechtsspezifische
Gewalt an FINTA-Personen mit Behinderung darf nicht länger im Dunkeln bleiben.

Für Fragen und Unklarheiten stehen Ihnen gerne zur Verfügung:

SP Frauen Kanton Solothurn
Kerstin Bütschi und Nicole Schüpbach, Co-Präsidium SP Frauen Kanton Solothurn
077 414 44 78 / 079 042 26 13
frauen@sp-so.ch

Juso Kanton Solothurn
Laura Ivanova, Co-Präsidentin Juso Kanton Solothurn
079 557 18 04
laura.iva@outlook.de

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